Haus der Kamener Stadtgeschichte, Kamen
Selbst in schwachem Licht entdeckt sich ein Elend, 2017,
5 Reliefbilder, mixed media, (4x 50x50x2cm, 1x 253x15x2cm)
Goya gruppiert das Geschehen um eine Laterne, sie beleuchtet das gewaltsame Tun vor den Toren der Stadt Madrid, sie bringt Licht in das Geschehen wie ein Kriegsreporter, der zur Berichterstattung vor Ort den Krieg aufzeichnet. Durch ihn erfahren wir von den Opfern, den Tätern und den Zuschauern gewalttätiger Auseinandersetzungen. Heute wissen wir durch die Traumaforschung, dass keiner der Beteiligten den Schauplatz und das Geschehen jemals wieder aus seinem Bewusstsein wird auslöschen können. Kriegerische Auseinandersetzungen hinterlassen ihre Spuren in allen Beteiligten, sie tragen bei zu einem „persönlichen Elend“.
Kurator Heinrich Behrens über das Werk:
„Germaine Richter verarbeitet in ihren Reliefbildern die tiefe und erschütternde Betroffenheit der an der von Goya geschaffenen Szene beteiligten Menschen, nämlich der Opfer, der Täter sowie der
Zuschauer und Zeugen. Die Betroffenheit ist natürlich eine jeweils andere. Die in dem Goya-Bild erscheinenden Lichtverhältnisse, die auch an viele Bilder von Rembrandt erinnern - das hell
angestrahlte Hauptmotiv in der Mitte und die ins Dunkle getauchte Peripherie-, werden von der Künstlerin aufgegriffen und in der Schwarz-Weiß-Kontrastierung den Reliefbildern zugrunde gelegt.
Eingeführt wird die Bilderreihe von dem Satz „Selbst in schwachem Licht entdeckt sich ein Elend.“