Ruhrtalmuseum Schwerte


Beitrag "Zeit mit alten Hasen, Zeit mit kleinen Hasen"

 

Martina Schulte, Kunsthistorikerin


…eingebettet in rote Watte, umgeben von roten textilen Wänden, wird der Betrachter zum Beobachter einer sehr intimen Szene, angezogen von dem lockenden Rot, das Wärme, Sinnlichkeit und Lust verspricht, fühlen wir uns sogleich gewarnt, steigen Gedanken an Verletzung und Schmerz in unseren Gedanken auf. Behutsamkeit und Achtsamkeit, mit der wir uns der Figur nähern sollen, scheint die Devise zu sein. Runde, langgestreckte Formen sind zu erkennen, nur eine Ansicht ist uns gestattet, das Berühren offenbar nicht erlaubt… Assoziationen eines weiblichen Torsos… in ekstatischer Bewegung… in völliger Hingabe… in ihrem völligen Vertrauen auch gleichermaßen verletzbar.

Auf den Außenseiten der roten Wände fünf hochformatige Arbeiten, die die Zeit mit jungen Hasen thematisieren. Kleine Hasen, als Collageelemente auf Holzplatten aufgebracht, sind Ausgangspunkt und Inspiration für die weitere malerische Entwicklung der Bilder. Organische Formen in klaren, abgegrenzten Farben scheinen voller Dynamik und Bewegung den eingrenzenden Bildraum verlassen zu wollen. Sie erinnern an die geschwungenen Formen des weiblichen Torsos. Die kleinen Hasen sind kaum mehr sichtbar, vieles hat sich aus ihnen entwickelt.

In mehreren druckgraphischen Arbeiten fasst Germaine Richter diese Formen von Liebesbeziehung beinahe reflektiv zusammen. Hinzu treten Symbolzeichen, z.B. „Wahlwiederholung“, „Plus-Zeichen“, „Unendlichkeitszeichen“. Graphische Umsetzungen der Skulptur verbinden sich mit Elementen der Bilder. Beide Formen der Liebesbeziehungen existieren miteinander…

 

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© Germaine Richter