K21, Düsseldorf, ab 11. März 2023 

dazu meine Eindrücke

 

 

„The beginning of the war will be secret." (Der Anfang des Krieges wird geheim sein, wird im Dunkeln liegen.), so steht es eingraviert in zeitlosen Großbuchstaben auf der Sitzfläche einer leicht gebogenen roten Granit-Bank. Ein einfacher, fast trivialer Satz, gleicht man seinen Inhalt ab mit unserer jetzigen europäischen Wirklichkeit, macht er nachdenklich. Warum ist der Anfang eines Krieges nicht bekannt? Merken wir nicht, wann und wie wir in Richtung eines Krieges handeln? Welche Möglichkeiten hätten wir nutzen können, um einen Krieg zu verhindern? Können wir aus Fakten für eine zukünftige Vermeidung lernen? Oder verbirgt sich hinter dem Satz ein ewiges Gesetz? Bleibt uns nur Fatalismus? Sind es immer wieder dieselben Mechanismen? So lakonisch, einfach, emotionslos, wie die Worte die  Steinbank überziehen und in die polierte Sitzfläche eingegraben sind, so widerstandslos stehen wir davor und akzeptieren den Inhalt. Überträgt sich der Inhalt auf uns oder bleibt uns der Inhalt verborgen, wenn wir uns auf die Bank setzen?

17 solcher Bänke, alle überzogen mit Sätzen aus der „Survival“-Serie stehen in einem großen Kreis, stumm, sakral, wie Zeugen unseres Menschseins in all seinen Widersprüchlichkeiten.

Die Wände dieses Ausstellungsraumes sind eintönig bedeckt mit den grellen Plakaten der frühen Serien der „Truisms“ und „Inflammatory Essays“, ein merkwürdig berührender Gegensatz.

Jenny Holzer, geb. 1950, US-amerikanische Konzeptkünstlerin, konfrontiert uns mit Sprachpaketen zu Krieg, Gewalt, Tod, Sexualität. Verpackt sind diese Pakete als Plakate, Drucke, Malereien, Leuchtschriften, Skulpturen, im Außenbereich mit riesigen Lichtinstallationen und in Drucken auf Gebrauchsgegenständen oder alltäglichen Objekten.  Ohne Stellung zu beziehen, sind gedankliche Positionen formuliert. Von ihnen gehen Impulse an die BetrachterIn/LeserIn aus, den eigenen Standort zu finden.

„Ich fühle mich von Werken wie Goyas „Schwarzen Gemälden“ angezogen und stehe ehrfurchtsvoll vor Matisse ´“Die Lebensfreude“. Ich habe mehr Zeit auf Goya-Terrain verbracht, doch diesen Matisse wollte ich immer zumindest begreifen.“ So verortet sie sich gedanklich, was in dieser Ausstellung spürbar wird.

Leider, leider ist keine der großen überwältigenden Lichtinstallationen zu sehen, wie einst am Frankfurter Literaturhaus oder an verschiedenen Außenwänden in Basel.

 

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© Germaine Richter