For Duisburg, Lehmbruck Museum, Duisburg,
7.November, 2024 – 19.Januar, 2025
Gedanken aufs Papier bringen, mit den Händen ausführen, was sich im Kopf abgebildet hat, Fluides manifester werden lassen und damit auch anderen Menschen die Möglichkeit geben, an Botschaften teilhaben zu können - diese Vorgänge werden schlagartig klar und einleuchtend in der wunderbaren kleinen Ausstellung zu Henry Moores graphischem Werk im Lehmbruck Museum. Jedes Blatt nimmt uns mit auf die Erfindungswege, die sich in diesem großen Bildhauer ereigneten. Dabei entstanden nicht nur tastende, ausprobierende Vorzeichnungen, nein, die Graphiken, im Wesentlichen Zeichnungen, Radierungen und Lithographien, sind eigenständige Vollendungen, als habe Moore auch in diesem Medium mit schlafwandlerischer Sicherheit den Raum im Raum empfunden und aufs Papier gebracht.
Und endlich begreife ich, warum die liegenden Körper das Höchstmaß an „Lagern“ an „ewigem Bleiben“ erfüllen. Er selbst gibt der lagernden Figur den Vorzug, indem er dazu ausführt, dass immer eine perfekte Möglichkeit existiere, durch geologische Gegebenheiten sie mit dem Grund, auf dem sie ruht, zu verbinden, zu verschmelzen, eins werden zu lassen. So einfach und doch so voller Tragweite für sein Gestalten!
Wunderbar die Ergänzungen, fast „Anmerkungen“ zu den Blättern in Form meist kleiner Objekte und Skulpturen, oft Marquetten. Sie stützen das Sehen und Begreifen der Zeichnungen, ohne ihre Wirkung zu schmälern.
Und das alles „For Duisburg“, schon 1965 erkannte Moore die Schönheit und Größe dieses Museums und seines Namensgebers und würdigte es als „bemerkenswerte Errungenschaft“, an das fortan je ein Blatt der künftig entstehenden Grafiken ging.